
Von Leistungsdruck, Vorbildern und inneren Antreibern
Coaching-Erfahrung: Von Leistungsdruck, Vorbildern und inneren Antreibern
Im Coaching begegnen mir immer wieder Menschen, die sehr leistungsorientiert und engagiert sind – und dennoch regelmäßig an ihre Grenzen stoßen. Ein Beispiel hierfür ist ein sympathischer, junger Mann, der mit mir daran arbeiten wollte, wie er Leistungsdruck bewältigen und Überforderung im Beruf besser vermeiden kann.
Typische Muster: Warum entsteht Leistungsdruck?
Der Klient, um den es hier geht, wird im Unternehmen für seine analytische Begabung, sein strukturiertes Denken und seine Fähigkeit, Komplexität zu reduzieren, sehr geschätzt. Immer wieder wird er gebeten, besonders herausfordernde Projekte zu übernehmen – und das macht er auch gern. Nach außen hin agiert er hoch erfolgreich, steuert Projekte sicher und ist für sein Team eine echte Stütze.
Doch die Kehrseite: Durch die intensive Arbeit und die Vielzahl an Informationen gerät er innerlich zunehmend unter Druck. Er erlebt, wie ihn Meetings überfordern, weil er glaubt, sich nie ausreichend vorbereiten zu können. Der Stress wächst, er fühlt sich überlastet – und mit der Zeit nehmen auch Kollegen den Druck wahr. Oft reagiert er dann gereizt, was zu Missverständnissen führt. Im schlimmsten Fall sieht er keinen Ausweg mehr und sucht die Flucht – sei es aus dem Projekt oder sogar mit einem Jobwechsel.
Der Kreislauf aus Überforderung und hohem Anspruch
Im Coaching haben wir gemeinsam sein Erleben reflektiert. Zunächst erschien ihm jede Überforderung als persönliches Scheitern. Doch im Verlauf der Arbeit wurde klar: Bei diesem Anspruchsniveau hätte kaum jemand die Aufgaben dauerhaft bewältigen können. Die Erkenntnis, dass nicht er „zu wenig“ ist, sondern die Anforderungen schlicht enorm hoch waren, sorgte für Entlastung.
Das Thema der Bewältigung von Leistungsdruck wird hier sehr deutlich: Häufig sind es nicht nur äußere Erwartungen, sondern auch innere Antreiber, die Menschen in die Überforderung führen.
Woher kommen die starken inneren Antreiber?
Im weiteren Coaching-Prozess haben wir untersucht, woher der ausgeprägte Leistungsanspruch kommt. Über eine Biografiearbeit wurde deutlich: Die Familie des Klienten kam als Geflüchtete nach Deutschland, die Eltern trennten sich, der Vater verließ die Familie. Bereits als kleiner Junge versuchte er, mit Fleiß, Energie und Genauigkeit das Leben „im Griff“ zu behalten – nicht zuletzt, um die Lücke des Vaters zu füllen und die Familie zu stabilisieren.
Diese Verhaltensweise, die als Kind hilfreich war, ist im Erwachsenenleben jedoch häufig die Ursache für inneren Stress, Überforderung und Leistungsdruck. Alte Muster passen nicht mehr zu den aktuellen Anforderungen – und führen in die Erschöpfung.
Systemisches Coaching: Neue Wege im Umgang mit Leistungsdruck
Im Coaching durfte der Klient erleben, dass sein hoher Anspruch zwar verständlich ist, aber nicht mehr funktional. Im vertrauensvollen Rahmen konnte er reflektieren, was er in der Vergangenheit gebraucht hätte – und lernte, alte Glaubenssätze loszulassen. Mit kleinen, rituellen Schritten verabschiedete er sich von der „Pflicht, alles im Griff zu haben“. Er beschrieb, dass sich dadurch eine große Last von ihm löste – ein spürbarer Schritt zu mehr Leichtigkeit und Balance.
Genau darin liegt der zentrale Aspekt beim Umgang mit Leistungsdruck:
Es geht nicht um noch mehr Leistung, sondern um das Erkennen und Auflösen von alten Mustern. So entsteht Raum für neue Wege im Umgang mit Herausforderungen und mehr Lebensfreude im Beruf.
Fazit: Klarheit und Balance durch professionelles Coaching
Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, sich mit den eigenen Antreibern auseinanderzusetzen und frühzeitig Unterstützung zu suchen. Systemisches Coaching bietet einen geschützten Rahmen, um eigene Muster zu hinterfragen, sich selbst besser zu verstehen und neue Strategien im Umgang mit Leistungsdruck zu entwickeln.
Sind Sie auch interessiert an einem Coaching?
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